Brandstifter Asphaltbibliotheque
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15.5x23cm, 112 pages, German language, 2013.
Dokumente aus einem Fundzettel-Archiv in Bild und Text
»Im Frühjahr 1998 fische ich aus einem Laubhaufen auf dem Campus der Uni Mainz einen 10 x 10 cm großen handgeschriebenen Zettel, den ich später als ›Tabea & Christina in Hausarbeit‹ betiteln werde. ›Tabea, hättest du Lust (<-das nicht) Geduld meine Hausarbeit irgendwann heute abend durchzulesen? Soll nicht mehr als 20 Min. sein. Christina› und auf der Rückseite ›Christina, kein Problem, ich werde mir deine Hausarbeit anschauen. Bin gegen 19h von der Uni zurück, da kannst Du Dich bei mir melden. Tabea‹. Begeistert begebe ich mich in die Fachbereichsbibliothek Rechtswissenschaften und schreibe die Benutzungsordnung für die Ausleihe von Fachliteratur in eine Benutzungsordnung zur Sammlung und Archivierung von gefundenen Zetteln im öffentlichen Raum um. Bis November habe ich eine ansehnliche Sammlung von Kuriositäten zusammen und das unwiderstehliche Angebot für eine Einzelausstellung in der Walpodenstraße 21 in Mainz. Da ich mich als Antikünstler verstehe und eher der Fluxus-Bewegung, der NO!art oder dem Neoismus nahestehe, kommt es für mich damals nicht infrage, die Zettel wie üblich an den Wänden der Off-Galerie aufzuhängen. Wir laden also die Vernissage-Gäste am 18. Dezember in den leeren Kellerraum vor, wo ich ihnen meine ›aufgehobene Ausstellung‹, die der phlegmatische Galerist Paul Esser-Kukulka die Treppe herunterwehen lässt, mit einem röhrenden Laubbläser aktivistisch um die Ohren puste …«
Die Presse
»Die ›Asphaltbibliotheque‹ zeigt, wie poetisch und vielschichtig eine einfache Idee durch künstlerische Neuanordnung werden kann: Das an sich Banale wird durch die Neukombination des Künstlers zu einer Erzählung, die dem Alltäglichen den Reiz des Geheimnisvollen verleiht. Welche Menschen steckten hinter all diesen Texten? In welcher Beziehung stehen sie zueinander? Brandstifter versteht es, das Profane mit Poesie aufzuladen, und motiviert damit auf anarchisch verspielte Weise, die alltägliche Welt als frei gestaltbares Kunstwerk zu begreifen.« Martin Büsser